heute möchte ich euch mein neues Projekt vorstellen. Da Küchentischbasteleien schon fast aus der Mode gekommen sind, gibt es heute viel Text für wenig Modellbau, welcher wegen den beengten Verhältnissen meiner Wohnung auf dem Küchenboden stattfand. Den Baubericht veröffentliche ich parallel im Buntbahnforum und im Spannwerk der IG Spur II e.V., da nicht alle Mitglieder der IG im Buntbahnforum lesen und auf der anderen Seite nicht jeder Buntbahner in das Spannwerk schaut.
Nachdem sich nun eine meterspurige Dampflok nach württembergischem Vorbild in meinem Besitz befindet und weitere Fahrzeuge nach Vorbildern aus Baden und Württemberg in Arbeit sind bzw. sich in der Konstruktion befinden, wird es Zeit, sich über eine Bühne für diese Fahrzeuge Gedanken zu machen.
Auf der anderen Seite kann man für Treffen wie zum Beispiel in Schenklengsfeld immer Module gebrauchen.
Aus dieser Idee heraus entstand der Gedanke, Module nach Vorbildern meterspuriger Schmalspurbahnen aus Baden und Württemberg zu bauen, ohne sich jedoch auf eine einzige Bahn zu beschränken, denn das würde die Fahrzeug- und Motivwahl viel zu sehr einschränken und darauf habe ich keine Lust. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich entschlossen, die Module in Epoche II anzusiedeln.
Für den Anfang werden es nur Einzelmodule werden. Es ist aber denkbar, mit einem (kleinen) Bahnhof und einem Fiddle-Yard eine kleine Ausstellungsanlage zu schaffen. Wie sich das ganze entwickeln wird, wird die Zeit zeigen. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass es an meiner Feldbahn nichtmehr weitergeht. Vielmehr kann ich mir eine Kombination gut vorstellen, zumal einige Basaltvorkommen nicht weit vom Odenwaldexpress Mosbach – Mudau anzutreffen sind.
Eine große Inspiration für mich ist die Sauerland-Segmentanlage von Wolf Groote, welche hauptsächlich typische Szenen der Plettenberger- und Hohenlimburger Kleinbahn zeigt, wobei ich nicht den Anspruch habe, diese Perfektion zu erreichen.
Bei den Modulen halte ich mich an den Standard M24 der IG Spur II e.V. mit dem Profil Flach-Flach mit Wassergraben. Das flache Profil mit dem Bahnseitengraben passt meiner Meinung nach ganz gut zu der Thematik. Die Streckenmodule sind 1000 mm lang und 500 mm breit.
Für das erste Modul habe ich mir eine denkbar unspektakuläre Szene ausgesucht: Die Elzwiesen an der Schmalspurbahn Mosbach – Mudau zwischen den Bahnhöfen Langenelz und Mudau, kurz vor Erreichen der Wasserscheide von Main und Neckar. Während die Trasse der Bahnstrecke heute noch als Radweg erhalten ist, hat sich das Landschaftsbild deutlich geändert. Wo heute ausgedehnte Felder sind, waren einmal Wiesen und wilde Obstbäume.
Den Bau des ersten Moduls möchte ich an dieser Stelle etwas ausführlicher vorstellen, wenngleich Modulbau keine komplexe Angelegenheit ist. So kann ich vielleicht den ein- oder anderen dazu bewegen, auch ein Modul zu bauen.
Da ich in meiner kleinen Mietwohnung nicht den Platz habe, eine Modulanlage aufzubauen, sind die Module rein für den Ausstellungsbetrieb konzipiert und müssen einen Kompromiss aus Gewicht und Stabilität darstellen. Außerdem soll der Auf- und Abbau einfach und zügig von statten gehen und auch von mir allein bewältigt werden können. Dabei will ich die Fehler vermeiden, die ich beim Bau der Feldbahnanlage gemacht habe.
Grundlage ist ein einfacher Modulkasten. Die Stirnbretter mit den passenden Bohrungen kann man für wenig Geld bei Andreas Ristau beziehen.
Das Gleis ist auf einem separaten Trassenbrett aufgebaut, welches nach dem Lackieren des Gleises in den Modulkasten gesetzt wird:

Für den Gleisbau reicht mir das handelsübliche LGB-Gleis nicht (mehr). Ich habe mich entschieden, den Gleisbau so vorbildgerecht zu gestalten, wie es mir mit meinen einfachen Mitteln möglich ist.
In den 30er Jahren bestand der Oberbau der Schmalspurbahn Mosbach – Mudau noch aus den Gleisen der Anfangszeit und wurde erst später mit massiveren Schienenprofil sowie neuen Stahlschwellen bzw. teilweise Holzschwellen mit Hakenplatten modernisiert. Da ich den Zeitraum der 30er Jahre darstellen möchte, richte ich mich beim Gleisbau an die Angaben von Oberingenieur Carl Köckert der Firma Vering & Wächter, welche die Bahn erbaut hat.
Ich verwende Code 200-Profile aus Neusilber. Die entsprechen ziemlich genau dem Profil Württemberg C und kommen auch den beim Odenwaldexpress verwendeten Profilen am nächsten. Die Stahlschwellen sind aus Kunststoff und die Kleineisen habe ich von einem Kommilitonen drucken lassen.
Durch die Modullänge von 1000 mm passen grob zwei Gleisjoche à 12 Meter auf ein Modul. Um den Stoß darzustellen, habe ich den Schienenkopf eingesägt und Winkellaschen aufgeklebt. Die Winkellaschen habe ich nach Vorbildangaben konstruiert und von einem Anbieter professionell drucken lassen.
Für die Stromversorgung verwende ich Kabel mit einem Querschnitt von 1,5 mm². An das Ende habe ich eine passende Ringöse mit 8 mm Durchmesser aufgepresst, sodass die elektrische Verbindung der Module, wie in den Standards der IG vorgesehen, über die Modulverschraubung (M8) erfolgen kann.
Parallel zum Gleisbau ist die Landschaftskontur aus Hasendraht und leimgetränkten Papier entstanden. Diese Bauweise habe ich aus folgenden Gründen gewählt:
- Gewichtsersparnisse gegenüber einer Holzplatte und schichtweisem Aufbau
- Weniger Dreck gegenüber dem Formen aus Styrodur, zumal ich das Modul in der Küche gebaut habe
- Sehr einfaches Erstellen der Landschaftskontur
- Weniger Transportschäden, zum Beispiel durch Abplatzen von Gips
Sicherlich führen aber auch hier viele Wege zu einem ansprechenden Ergebnis.
Als nächsten Schritt folgte das Einschottern. Meine Wahl fiel auf hellgrauen Kalksteinschotter mit der Körnung 1,5 bis 2 mm, welchen ich über Spurenwelten bezogen habe. Hellgrauer Kalksteinschotter ist nicht nur typisch für den Odenwaldexpress, sondern fand bei vielen weiteren Schmalspurbahnen in Baden-Württemberg Anwendung, zum Beispiel beim Altensteigerle.
Für die Gestaltung der Wiesen habe ich neben fein gesiebter Erde Produkte von Heki verwendet, hauptsächlich 1856. Der Obstbaum ist aus dem Sortiment von Mini-Natur. Der kleine Obststrauch ist ein Selbstbau meiner Freundin aus Draht und Belaubungsmaterial, ebenfalls von Mini-Natur.
Ergänzt wird die Szene durch einen Telegraphenmast mit den tollen Isolatoren von Jens Klose aus der Modellbahnmanufaktur Crottendorf.
Auch wenn heute im Ruhrgebiet kein ideales Fotowetter war, konnte ich es nicht sein lassen ein paar Fotos zu machen:

Die Gesamtansicht zeigt einen kleinen Überblick des ersten Moduls. Die Beine sind ganz simpel mit Schlossschrauben und Flügelmuttern (M6) direkt an den Modulkasten geschraubt. Das geht relativ schnell und ist vom Fertigungsaufwand gering.

Hier erkennt man ein paar Details des Gleisbaus. Sowohl Schwellenform, Abmessungen als auch Schwellenabstand entsprechen dem Vorbild. Auch meine Ts3 fühlt sich schon ganz wohl auf dem Gleis:



Die Szene könnte selbstredend so auch an jeder anderen Schmalspurbahn zu finden gewesen sein. Zumindest erinnert sie mich etwas an den Streckenabschnitt Schwarzach - Bühl der Mittelbadischen Eisenbahn, einige Kilometer weiter südlich. Dort führte die Schmalspurbahn ebenfalls durch Wiesen an wilden Obstbäumen vorbei.
Der Modulbau hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und gezeigt, dass man auch mit wenig Aufwand und ohne eine große Werkstatt ein halbwegs ansprechendes Modul schaffen kann. Jetzt geht es erstmal mit den ganzen anderen angefangenen Baustellen weiter. Aber meine Freundin fragte schon, wann wir denn einen Bahnhof bauen würden, da gäbe es ja ein Gebäude, weitere Bäume, eine Ladestraße mit LKW, Signaltafeln...
Viele Grüße
Max