in letzter Zeit geht es bei mir modellbauseitig eher schleppend voran. Grund hierfür sind neben der Schule meine Aktivitäten im Maßstab 1:1, in welche ich hier (falls gewünscht?) mal kurz einen kleinen Einblick geben möchte.
Bei meinem ersten Projekt im Jahr 2011 geht es um ein Fahrzeug, welches inzwischen bis auf zwei Ausnahmen ganz von deutschen Schienen verschwunden ist - der Heizwagen.
Heizwagen wurden ursprünglich dazu entwickelt lange und schwere Züge auf Strecken zu heizen, welche zum Beispiel aufgrund ihrer Topografie zu einem erhöhten Dampfverbrauch seitens der Dampfmaschiene der Lokomotive führten. Man nahm ein zusätzliches Mehrgewicht des Wagenzuges in Kauf, um dafür auf die Speisung der Dampfheizung zu verzichten.
In den Jahren 1942/43 wurden außerdem zahlreiche Heizwagen nachgebaut, um Versorgungs- und Lazarettzüge während des Russlandfeldzuges auch nach dem Abspannen der Lokomotive heizen zu können.
Nach dem Krieg wurden die Heizwagen wieder ihrer ursprünglichen Verwendung zugeführt. Neue Aufgabenfelder waren mit Zunahme der Zahl ölgefeuerter Lokomotiven das Vorheizen selbiger Lokomotiven, sowie das Vorheizen von Reisezügen únd das Beheizen von Hilfs- und K-Zügen.
Während in der BRD die Heizwagen nach und nach ausgemustert und verschrottet wurden, überlebten in der DDR einige Wagen als K-Zug-Heizwagen oder Bestandteil der strategischen Reserve bis zur Wende.
Zwei als Reserve abgestellte Wagen befanden sich nach der Wende in Staßfurt und wurden von unserem Verein erworben. Einer wurde inzwischen nach Klein Mahner zu den Eisenbahnfreunden um 41 096 abgegeben und soll in Zukunft als Dampfspender zum Aufdampfen der ölgefeuerten Lok und als Wasser- und Schlingerschutzwagen auf langen Strecken dienen.
Ein weiterer Heizwagen ist inzwischen wieder bei den Ulmer Eisenbahnfreunden in Betrieb.
Der in Staßfurt verbliebene Heizwagen wurde einer optischen Aufarbeitung unterzogen und nicht betriebsfähig im Schuppen abgestellt, zumindest bis vor drei Wochen... .
Ich bitte die teilweise unscharfen Bilder zu entschuldigen, aber bei den im Schuppen herrschenden Lichtverhältnissen und ohne Stativ ging es kaum besser.

Ein Blick in den Dienstraum des Heizwagens. Links der erste Wasser- und der Kohlenkasten, dahinter der Dampfkessel. Rechts an der Wand das klappbare Waschbecken, hinten die Klappliege für das Personal. Die Fahrgäste konnten den Heizwagen, welcher meist in Zugmitte eingestellt wurde, über einen Seitengang auf der anderen Kesselseite durchqueren.

Ein Blick durch das Dach auf das Sicherheitsventil der Bauart Ramsbottom. Der größte Teil der Dachfläche des Wagens ist einfach zu öffnen oder zu demontieren, so wird der Kohlebunker - welcher immerhin 7 Tonnen fast - durch ein Schiebedach abgedeckt und selbst der komplette Kessel kann durch eine abnehmbare Dachfläche ausgehoben werden.

Die Rauchkammer des Heizkessels ohne Funkenkorb, Bläser und Nässeinrichtung. Die Rohre wurden bei der letzten K7 im Jahre 1988 eingewalzt. Der Wagen war seitdem nur zur Abnahmeprüfung in Betrieb.

Ein Blick in den geöffneten Dampfdom. Rechts erkennt man das Dampfentnahmerohr für den Turbogenerator, gegenüber wird der eigentliche Heizdampf entnommen.

Blick entlang der Rohre in Richtung Feuerbüchse. Links und rechts der Feuerbüchse die Stehbolzen, oben die Deckenstehbolzen. Ebenfalls gut zu erkennen die zum Aufnahmezeitpunkt noch ungeöffneten Waschlucken.

Die Feuerbüchse vor der Reinigung. Sehr schön sieht man die noch gut "im Futter" stehenden Schweißnähte der Rohre an der Rohrwand, auch die Stehbolzen ließen sich ohne Probleme durchstechen.

Im Kolhenkasten liegen spiegelverkehrt die Roststäbe aufgereiht.

Direkt nach dem Ausheben des Sicherheitsventils mit Hilfe eines Portalkrans wurde dieses zur Aufarbeitung in die Schmiede gebracht. Zwischen Federbau und Anlüfthebel erkennt man bei genauerem Hinsehen noch die intakte Kontrollhülse.
Zum Schluss noch ein kleines Beweisfoto vom Tatort


So, ich hoffe mein kleiner Ausflug nach Staßfurt hat euch gefallen, falls nicht verzeiht mir diese Entgleisung und weist mich darauf hin!
Gruß
Martin[/img]