Gaswagen aus England

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Gerhard Schneider
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Gaswagen aus England

Beitrag von Gerhard Schneider »

Hallo alle zusammen,

in den letzten Wochen habe ich einen alten Gaswagen nach englischem Vorbild gebaut. Es gibt ihn als Bausatz bei Garden Railway Specialists.

Bild
(Bitte das Foto für eine größere Ansicht anklicken)

Man findet den Wagen unter
http://www.grsuk.com/index.asp?docs/16. ... oom_part=0

(Kategorie "G64 Freight Rolling Stock" -> "Plastic/Whitemetal Kits")

Der Wagen hat die Nummer "cmd1894" und kostet als Bausatz EUR 141,-. Wenn das aktuell kein Schäppchen ist...

Ich habe folgende Teile zusätzlich gekauft:
  1. Stangenpuffer mit vierfach geschlitzten Korb von Torsten Schoening
  2. Kupplungsaufnahme von Torsten Schoening
  3. Bremshahn und Bremsschlauchhalter von Torsten Schoening
  4. Bremskupplung von Torsten Schoening
  5. Doppelspeichen-Radsätze (gibts bei Franks Gartenbahnen und beim Lokbauer)
  6. Kupplungen vom Lokbauer
Vom Bausatz selbst ist ziemlich viel übrig geblieben, weil in meinen Augen feine Messingbleche und -profile besser aussehen, als Weissmetall-Gussteile. Außerdem passt er so besser auf deutsche Gleise, wenn Räder & Puffer der Verbandsbauart entsprechen. Aber natürlich kann man den Wagen auch rein aus dem Bausatz bauen. Die kleinen englischen Puffer und die Räder mit Holzscheiben sind allerdings gewöhnungsbedürftig. Außerdem stimmt die Spurweite nicht exakt für 64mm.

Den Rahmen, Bremsstangenhalter und die Achslagerhalter habe aus Messing neu gebaut und mich an die Maße der Weissmetall-Teile gehalten. Ich habe allerdings auf die schrägen Profile hinter den Pufferbohlen verzichtet - hoffentlich schaut keiner unter den Wagen. Jedenfalls ist der Rahmen dank den Längsprofilen in der Mitte bombig stabil geworden und die Ecken des Rahmens habe ich wie bei den Weissmetall-Teilen mit Winkeln und Nieten versehen. Die Achslagerhalter sind gefräst und mit 0,8mm Nieten verstiftet - 1mm Nieten wären allerdings optisch besser gewesen.

Die Puffer vom Torsten sind einfach zusammen zu bauen, wenn man eine Drehbank hat. Die Bauanleitung ist sehr gut und liefert auch die Daten für den Abstand der Puffer zueinander und zur Höhe über dem Gleis. Die Qualität der Messing-Gussteile ist sehr gut.

Aropos Bauanleitung - ein bischen Papier sind schon dabei, aber außer den Fotos kann man damit relativ wenig anfangen. Am besten man probiert ein bischen, wie die Teile am besten zusammen passen und baut es dann so :-)

Die Tritte sind Ätzteile und wurden abweichend zum Bausatz mit feineren 0,8mm Nieten verlötet. Auch die Federimitationen und die Achslager aus Weissmetall stammen aus dem Bausatz. Beides ist mit Sekundenkleber-Gel auf das Messing geklebt. Die Achsen der Radsätze laufen direkt in 4,1mm Löchern in den Achslagern, da eine Stahlachse in einem Weissmetall-Lager mit etwas Öl leicht läuft. Die Bremsbacken aus Resin sowie die übrigen Teile der Bremse wurden gemäß der Bauanleitung eingebaut.

Nach dem Rohbau des Rahmens habe ich ihn sandgestahlt, in heiße Brünierung gelegt und anschließend die Lötstellen mit Pariser Oxyd geschwärzt. Somit kann man auf eine Grundierung verzichten, die Farbe hält gut auf dem rauen Metall und falls sie abblättern sollte, ist darunter die Oberfläche schwarzbraun.

Die Bretter auf den Längsträgern sind dem Bausatz als Kunstoffteile beigegeben. Das geht natürlich überhaupt nicht und ich habe die Bretter aus Abachi-Holzleisten neu gebaut. Die vier Haltungen für die Gaskessel sind auf Resin und passen sehr gut. Ich habe sie mit einigen Riefen und Farbe in der Optik wie Holz gestaltet, da sie beim Vorbild vermutlich aus solchem angefertigt sein müssten.

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(Bitte die Fotos für eine größere Ansicht anklicken)

Die beiden Stangen in Längsrichting sind, genauso wie die Stange an der Bühne, aus Stahldraht angefertigt und damit unkaputtbar. Ich habe die Enden dieser beiden Stangen ausgeglüht und M1 Gewinde geschnitten. Nach einer Behandlung mit Färbemittel für Weissmetall ist weitere Farbe überflüssig und der Rost erscheint von selbst.

Die beiden Kessel sind dem Bausatz als Halbschalen aus Resin beigelegt und müssen nur richtig verklebt werden. Die Kessel habe ich bei der Montage mit Messingabfällen gefüllt, so das der Wagen nun knapp 2 kg Gewicht auf das Gleis bringt. Die Verschlussteile am Ende der Bühne sind sogar aus Messingguss. Die Spannbänder liegen dem Bausatz als Ätzteile bei.

Nach dem Zusammebau habe ich das Holz mit grauer Farbe sowie weißem und schwarzen Farbpuder gealtert. Der Rahmen sowie die Kessel sind anthrazit lackiert und anschließend mit Rostfarbe und Rostpuder schön rostig aufgehübscht. Die Fett- und Ölspuren auf den Puffern und an den Achslagerhaltern sind mit der Farbe "Öl" von Gunze gestaltet. Das Öl an den Pufferstangen und der Kupplung ist natürlich richtiges Öl.

Bild
(Bitte das Foto für eine größere Ansicht anklicken)

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Aufgebockt auf dem Härtsfeld-Viadukt

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Auf einigen Fotos fehlt bereits der zweite Tritt. Ich hatte das Blech zwar mit Fügen-Welle-Nabe verklebt, muss es aber trotzdem noch mit dem Rahmenprofil verlöten, da die Klebung an dieser belasteten Stelle nicht hält.
Viele Grüße,
fido
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Torsten Schoening
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Fido,
schöner Wagen, Glückwunsch :!: Vielen Dank für deine Baubeschreibung, ich denke so etwas hilft sicher manchem Unentschlossenen.

Gruß
Torsten
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Wolfgang Frey (A)
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Wolfgang Frey (A) »

Hallo Fido,
ist ein wunderhübsches Teil geworden, ich denke den werde ich mir auch zulegen, paßt gut zu meinen Epoche I Modellen!
Grüße Wolfgang
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Helmut Schmidt
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Helmut Schmidt »

Hallo Fido,

schönes Modell wenn auch in der Epoche sicher auch schon etwas weiter zurückliegend.

Du schreibst:
Vom Bausatz selbst ist ziemlich viel üb ... ussteile.

da würde mich doch mal ein Foto von der Menge der nicht verwendeten Teile interessieren. :wink:
Helmut Schmidt

Modellbau bedeutet für mich Selbstbau in II = 64mm, IIm = 45 mm und IIf = 26,7 mm.
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Torsten Schoening
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Fido,
wenn ich mir so deinen Wagen ansehe, würde ich eher von einem Jauchewagen ausgehen als von einem Gaswagen. Wäre von der Optik her sicher realistischer ... im deutschen Raum.

Gruß
Torsten
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Gerhard Schneider
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Gerhard Schneider »

Hi Torsten,

und die Manometer zeigen den Druck der Jauche in den Kesseln an? Braucht der Wagen dann nicht ein Überdruckventil - für den Fall der Fälle?


Hi Helmut,

ich schaue zu, das ich noch ein Foto nachliefern kann ;-)
Viele Grüße,
fido
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Torsten Schoening
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo Fido,
wenn du dir alte Fotos ansiehst, bei den Jauchewagen ist nur eine normale Entlüftung zu sehen.

Die Kessel lagen dan auch leicht schräg, hatten unten - am tiefsten Punkt - einen Ablasshahn und oben drauf eine Öffnung mit Deckel zum Befüllen ... ohne Klodeckel :oops: Im Eisenbahn-Journal waren letztes Jahr einige Artikel drin.

Gruß
Torsten
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Martin Ristau
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Martin Ristau »

Hallo Fido,

der Wagen ist dir hervorragend gelungen!

In Zusammenarbeit mit einem anderen Vereinsmitglied habe ich dieses Jahr in Staßfurt ein Fahrzeug restauriert, welches sicherlich auch als Vorlage für eine Modifizierung des Bausatzes dienen könnte!

Chloratwagen im Februar 2009 (Martin Ristau)
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Nächstes Wochende präsentiert sich das leider noch nicht fertige Fahrzeug schon wieder in diesem Zustand.

Chloratwagen September 2009 (Martin Ristau)
Bild

Gruß

Martin
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Gerhard Schneider
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Gerhard Schneider »

Hallo Martin,

ein tolles Vorbild. Die Speichenräder mit den kleinen Achslagern sind besondern schön.

Wann wurde der Wagen gebaut?
Viele Grüße,
fido
Martin Ristau
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Martin Ristau »

Hallo Fido,
Gerhard Schneider hat geschrieben:Wann wurde der Wagen gebaut?
das weiß leider keiner genau! Die Fabrikschilder sind leider entwendet worden noch bevor der Wagen zu uns kam.

Wir vermuten das der Kern des Wagens aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stammt. Die Achslageraufschriften, welche während der Arbeiten unter einer zentimeterdicken Schicht aus Rußkohle und altem Schmieröl zum Vorschein kamen, lassen auf eine französsische Herkunft schließen.

Im Laufe der Zeit (Beutefahrzeug?) verschlug es das Fahrzeug in die DDR, um genau zu sein zu einer Werksbahn nach Westeregeln. Dort wurde das Fahrzeug Anfang der Neunziger (Kessel 1989 bei SKET in Magdeburg gebaut, vermutlich jedoch als Wärmetauscher) in der jetzigen Form zusammengesetzt. Als der Betrieb auf der Anschlussbahn dem Ende entgegen ging kaufte unser Verein die Wagen welche der Unterhaltung der Anlagen dienten, so ging der Wagen in unseren Bastand über. Im Mai diesen Jahres begann ich mit der Aufarbeitung.

Das Fahrzeug ist insofern ein Unikat und hat es zumindest in den Maßstäben 1:87 und 1:120 schon zum Modell gebracht, wenn auch nicht ganz so nah am Vorbild (siehe http://www.modellbahnmanufaktur.de/).

Gruß

Martin
Zuletzt geändert von Martin Ristau am 1. Okt 2009, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerhard Schneider
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Gerhard Schneider »

Hallo Martin,

vielen Dank für die Infos.
Viele Grüße,
fido
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Gerhard Schneider
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Re: Gaswagen aus England

Beitrag von Gerhard Schneider »

Hallo Helmut,

hier nun das Foto mit den "Resten", die beim Bau des Fahrzeugs übrig blieben ;-)

Bild
Viele Grüße,
fido
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