Galvanisieren

Materialien, Techniken, Anregungen und Tipps
Antworten
Joachim Riethausen

Galvanisieren

Beitrag von Joachim Riethausen »

Servus miteinander,

gerade habe ich einem für Mitglieder der IG reservierten Bereich einen Beitrag über Gitterboxen gelesen. Die Lackierung scheint dort einige Arbeit zu verursachen. Wenn jedoch das Material metallisch ist (egal welcher Art), bietet sich ein Eloxieren der Objekte an. Ein galvanisches Bad hat man mühelos in einem Tag erwerkelt und es hält ein Leben lang. Die notwendigen Substanzen bekommt man für annehmbare Preise im Fachhandel und das Verfahren selbst ist nicht nur kinderleicht, sondern auch noch sehr bequem. Einfach die Objekte in das Bad legen, eine Eieruhr einstellen, den elektrolytischen Prozess starten und währenddessen weiter an der/dem Lok/Wagen arbeiten. Der Farbwahl sind so gut wie keine Grenzen gesetzt!

Viele Grüße

Joachim Riethausen
Benutzeravatar
Berthold Matth. (A)
Redaktion Mitteilungen
Beiträge: 371
Registriert: 2. Dez 2003, 08:29
Wohnort: Mühltal

Re: Galvanisieren

Beitrag von Berthold Matth. (A) »

Hallo lieber Joachim Riethausen,

also dieses Verfahren – für Metalle aller Art – möchte ich gern genauer kennen lernen.
Das klingt ja geradezu märchenhaft.
Gibt es da irgendwo was an Unterlagen zu Bad, Substanzen und Prozeß?

Außer der Eieruhr kommt mir alles andere (noch) recht geheimnisvoll vor.

Schöne Grüße

Berthold
Feldbahn-Bücher, -Module und -Modelle
Joachim Riethausen

Re: Galvanisieren

Beitrag von Joachim Riethausen »

Hallo Bertold,

Das Verfahren selbst, wird seit sehr langer Zeit mit steigenden Erfolg und unter ständiger Weiterentwicklung in vielen Bereichen genutzt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und dementsprechend auch Lösungen, für eine breite Anwendungspalette im industriellen, handwerklichen und auch privaten Bereich. Eine sehr treffende und dennoch leicht verständliche Beschreibung habe aus dem Umweltlexikon kopiert:

Galvanisieren

Im engeren Sinn wird unter G. die elektrochemische Oberflächenbehandlung von Metallen verstanden.

Die Galvanik, d.h. das elektrolytische Abscheiden von metallischen dünnen Schichten, wird zum Zweck der Veredlung von Oberflächen sowie zum Schutz vor Korrosion angewandt. Kritisch sind die in den beim G. verwendeten Bädern anfallenden Metall-, Salz-, und Säurerückstände. Aus den Rückständen können in vielen Fällen Wertstoffe zurückgewonnen werden.

Fachbücher über die Galvanisiertechnik bekommt man im Fachhandel für den Modellbau und sollte man sich auch unbedingt zulegen, wenn auf diesen 'Zug' aufspringen möchte.

Als weitere Information, habe ich einen Link angehangen, welcher zu dem Galv.-Angebot der Firma Westfalia führt:

http://www.heimwerker.de/shops/elektron ... sier_sets/

Ich hoffe, ich konnte helfen und grüße ebenfalls recht schön zurück

Joachim
Jörg-Maria L.(abgemeldet)
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 285
Registriert: 24. Mär 2003, 20:34
Wohnort: Lippstadt
Kontaktdaten:

Re: Galvanisieren

Beitrag von Jörg-Maria L.(abgemeldet) »

Hallo Berthold, Joachim und alle anderen.

Da darf ich grad mal zitieren weil es so schön klingt:
"Beim Galvanisieren wird eine dünne Metallschicht auf chemischem oder elektrochemischem Wege auf die Oberfläche eines Gegenstandes aufgebracht. Namensgeber war der Italiener Luigi Galvani (1737-1798), der vor über 200 Jahren entdeckte, dass Metalle elektrochemisch reagieren. Prinzipiell können nur Gegenstände galvanisiert werden, deren Oberflächen, den elektrischen Strom leiten, also Metalle."
Habe ich hier kopiert:
http://www.deutsches-museum.de/ausstell ... hemie3.htm

In Joachims Beschreibung klingt es sehr einfach, aber immerhin ist Galvaniseur ein Lehrberuf (wieder ein Lehrberuf den der Modellbauer mal eben so mitmachen muß) , da muß schon mehr dahinter stecken, oder?
http://berufenet.arbeitsamt.de/bnet2/G/ ... 40100.html

Etwas erfreulicher war die Suche bei Ebay(Suchwort: galvanisieren), da gibt es ein paar Bücher zu dem Thema unter anderem ein Artikel in einem Hobbythek Buch (und was Jean Pütz kann kann ich schon lange).

Bei Westfalia gibt es ein Startset zum Vergolden und Versilbern: Artikel Nr. 703249

Soweit so gut Joachim, da ich vergoldete Zubehörteile weniger gebrauche würden mich die anderen machbaren Farben interessieren. Was brauche ich da an Chemikalien um zum Beispiel ein Rostbraun darzustellen?
Und wo bekomme ich diese, wie kann ich die Rückstände entsorgen, usw usw.
Hast Du da den ein oder anderen Tipp? Du hast mich neugierig gemacht da würde ich gerne mehr von erfahren, welche Teile hast Du galvanisch behandelt? Ich frage weil ich mit Farben eher auf dem Kriegsfuß stehe und wenn es eine "einfache" Methode gibt warum sollte ich sie nicht einsetzen.
Wenn sich der Aufwand überhaupt lohnt und es nicht besser ist Fachleute zu beauftragen.

bis bald
jörg
Jörg-Maria L.(abgemeldet)
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 285
Registriert: 24. Mär 2003, 20:34
Wohnort: Lippstadt
Kontaktdaten:

Re: Galvanisieren

Beitrag von Jörg-Maria L.(abgemeldet) »

Hallo Joachim
das habe ich nun davon das ich den Beitrag etwas später eingestellt habe. Ich brauchte etwas länger zum Schreiben, wenn man unter google sucht kommt ja verwirrend viel in Sachen Galvanik
Einen Teil meiner Fragen hast Du schon beantwortet, es gibt einen Haufen Rückstände.

bis bald
jörg

P S der Titel Gitterboxen ist vieleicht etwas verwirrend, kann man ihn nicht in Galvanik ändern?
Benutzeravatar
Berthold Matth. (A)
Redaktion Mitteilungen
Beiträge: 371
Registriert: 2. Dez 2003, 08:29
Wohnort: Mühltal

Re: Galvanisieren

Beitrag von Berthold Matth. (A) »

Vielen Dank Joachim,

für die schnelle Auskunft.
Ich bin über das „Eloxieren" bei allen Metallen, noch dazu in allen Farben gestolpert.

Daß es ein Galvanisieren gibt ist mir auch bekannt, ich war etliche Jahre im Maschinenbau tätig.

Das Galvanisieren zu Hause für Modellbauer bringt meiner Erfahrung nach nix,
kostet Geld, macht Dreck, wird meistens mangelhaft und man weiß nicht wohin mit der Jauche hinterher.

Das ist das Gleiche wie mit dem vielgelobten Selbst-Ätzen von Messingblechen.

Ich lasse beides bei guten Spezialisten machen, wenn ich mal was brauche,
dann werd's wengstens wos Gscheid's – wie der Bayer sagt.

Trotzdem nochmals vielen Dank und schöne Grüße

Berthold
Feldbahn-Bücher, -Module und -Modelle
Joachim

Re: Galvanisieren

Beitrag von Joachim »

Hallo Jörg,

wie bereits im 1. Kommentar beschrieben, kann man sehr viele Farben erstellen. Jeder hat schon die Unterschiedlichsten gesehen, ohne es zu realisieren. Galvano-Technik wird fast überall angewandt, wo Lack die teurere und empfindlichere Alternative wäre. So z.B. bei Brillen, Felgen und eben im industriellen Modellbau. Man kann übrigens auch nichtmetallische Stoffe auf diese Art kolorieren, diese jedoch (soviel ich weis) nur über die Verdampfungstechnik. Leider habe ich meine Biblio nicht hier in Rumänien, sondern daheim im fernen Germania, daher kann ich jetzt keine detailierten Angaben zu Deiner Frage geben. Auf dem Markt gibt es aber eine beachtliche Menge von Büchern, die sich mit diesem Thema befassen und dementsprechend auch Mischungstabellen für die Chemikalien enthalten, in denen Farbbeispiele enthalten sind. Ohne solche Lektüre hast Du keine Chance auf befriedigende Ergebnisse

Guats Nächtle und bis morgen wünscht

Joachim
Schmidt, Helmut (A)
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 330
Registriert: 19. Mär 2003, 15:39

Re: Galvanisieren

Beitrag von Schmidt, Helmut (A) »

Jörg hat geschrieben:P S der Titel Gitterboxen ist vieleicht etwas verwirrend, kann man ihn nicht in Galvanik ändern?
Hallo, habe es in Galvanisieren geändert.
Gast

Re: Galvanisieren

Beitrag von Gast »

Hallo Joachim
oh Rumänien, das klingt so verlockend nach Wassertal und Waldbahn mit Dampfbetriebenen 600mm Lokomotiven.
Aber das ist ein anderes Thema :roll:

Ja Du hast recht ich werde mal unsere Bibliothek stürmen und nachsehen was ich finde. Das Thema ist spannend im warsten Sinne des Wortes.
Da habe ich noch so ein Netzteil Regelbar im Bereich bis 3V und 15A so wie mir noch dunkel in Erinnerung ist braucht man wenig Spannung und viel Strom, aber das finde ich noch heraus.

So wie ich weiß sind alle galvanisierten Oberflächen elektrisch Leitend wenn sie fertig sind. Und wenn die Farbe Rostbraun möglich ist warum sollte man da nicht Schienenprofile behandeln?

bis bald
jörg
Jörg-Maria L.(abgemeldet)
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 285
Registriert: 24. Mär 2003, 20:34
Wohnort: Lippstadt
Kontaktdaten:

Re: Galvanisieren

Beitrag von Jörg-Maria L.(abgemeldet) »

Na guten Morgen jetzt schreibe ich schon als Gast:

Hallo Joachim
oh Rumänien, das klingt so verlockend nach Wassertal und Waldbahn mit Dampfbetriebenen 600mm Lokomotiven.
Aber das ist ein anderes Thema

Ja Du hast recht ich werde mal unsere Bibliothek stürmen und nachsehen was ich finde. Das Thema ist spannend im warsten Sinne des Wortes.
Da habe ich noch so ein Netzteil Regelbar im Bereich bis 3V und 15A so wie mir noch dunkel in Erinnerung ist braucht man wenig Spannung und viel Strom, aber das finde ich noch heraus.

So wie ich weiß sind alle galvanisierten Oberflächen elektrisch Leitend wenn sie fertig sind. Und wenn die Farbe Rostbraun möglich ist warum sollte man da nicht Schienenprofile behandeln?

bis bald
jörg
Joachim

Re: Galvanisieren

Beitrag von Joachim »

Hallo Jörg und Bertold,

der Reihe nach:

1. Bertold. Na klar, da hast Du schon recht - es ist genau wie Ätzen mit Mühen und einer Menge chemischen Abfall verbunden aber auf jeden Fall wesentlich günstiger als beim Fachmann. Ferner vermittelt es einem bei selbstgebauten hochwertigen Modellen (die ich übrigens nicht im Eisenbahnbereich erstelle, da mir sonst das Herzilein blutet wenn beim Betrieb etwas damit passiert) ein besonders befriedigendes Gefühl. Teuer wird's meistens nur dann, wenn man jedes Teil einzeln färbt oder ätzt - auch hier gilt: disziplinierte Gedult ist gefragt.

2. Jörg. In der Tat, für Schienenprofile bietet es sich ja geradezu an, keine störenden Lackschichten und eine schöne Optik. Ja, hier in Romana gibt's da noch 'ne ganze Menge. Sogar D-Kuppler der kaiserlichen Armee, mit Klien-Lindner-Fahrwerk. Diese verblieben nach Mackensens Blitzsieg über die rumänische Armee, der Einfachheit halber schlichtweg dort wo man sie zuletzt brauchte und wurden so übernommen. Sehr viele Schmalspurloks waren auch österreichischen Ursprungs und einige davon stehen noch heute in Lohn und Brot - leider. Denn in der Regel arbeiten sie als Waldbahnen und stellen somit ein wichtiges Glied im hiesigen Raubbau an der Natur des Landes dar. Auch in der Regelspur wurde und wird hier einiges geboten. Neben den in Lizenz gefertigten Dieselloks schweizerischem Ursprungs, sollen als Verschiebe- und Bremsloks noch einige 52er Kriegsloks im Dienst stehen. Abgestellt dürften so ca. 80 bis 100 sein und verrotten so langsam vor sich hin. Viele davon wurden auch schon verschrottet, keiner weis genaues - hier regiert das Chaos. Von den ehemals ca. 270 Stück wurden viele von den Sowjets abgeholt und etliche fanden ihren Weg über die Grenze nach Bulgarien, wo heute noch eine Vielzahl der 50er und 52er im regulären Dienst steht. Von den schweizer Loks stehen auch hunderte ausgesonderte Exponate mal hier, mal da. Eisenbahnclubs könnten bei Interesse zum Schrottpreis zuschlagen.

Pfiats Aich Buam, bis demnächst
Benutzeravatar
Holger Steinberg
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 609
Registriert: 19. Mär 2003, 14:52
Wohnort: Frankfurter Raum

Re: Galvanisieren

Beitrag von Holger Steinberg »

Hallo Metallveredler!

Hier wird einwenig alles zusammen geschmissen und nicht richtig verstanden. Zunächst muss man Glavanik und Eloxieren trennen; das sind zwei unterschiedliche Verfahren.

Zum Galvanisieren habe ich schon einmal einen Beitrag eingestellt und über die Möglichkeiten im Modellbau berichtet.
https://spannwerk.spur-ii.de/phpBB2/viewtopic.php?t=41

Es ist leider nicht so einfach wie dargestellt, dass alle Metalle mit jedem Galvanischen Überzug versehen werden können. Das liegt an der elektrochemischen Spannungsreihe der Metalle. Einfach ausgedrückt es gibt edle Metalle (Platin, Gold, Silber, Kupfer) und unedle Metalle (Zink, Zinn, Eisen,..)
Das Verfahren ist so, dass ein unedles Metall mit einem edleren Überzug versehen werden kann. Andersherum kann z.B. Kupfer nicht mit Eisen überzogen werden.

Mit der Erzeugung von jeder Farbe auf einem Metall ist das auch ein Problem. Mir ist kein Verfahren bekannt mit, dem man Metallmodelle galvanisch mit einer gewünschten rostbraunen Farbe versehen kann.

Eloxieren ist ein Verfahren das sich vor allem bei Aluteilen eignet, hierbei sind verschiedene Farben der Metalloberfläche möglich. Eine Methode für das Eloxieren für den Hobbyanwender ist mir aber nicht bekannt.

Als geeignetes Verfahren sehe ich hier das Brünieren, was aber auch nochmal was anderes ist. Dort wird eine chemische Oberflächenreaktion ausgelöst, die ein schnelles korrodieren des Metalls bewirkt.

Das Problem für den Modellbau besteht darin, wenn verschiedene Metalle zusammengefügt werden (Messing MS58, Ms62, Kupfer, Zinn, Lötzinn) es schwierig ist eine einheitliche Färbung hinzubekommen. Dies kann mit keinem der beschriebenen Verfahren erzielt werden und daher sind die Mühen des Lackierens wohl weiterhin notwendig.

Soweit die Übersicht

Viele Grüsse

Holger
Joachim

Re: Galvanisieren

Beitrag von Joachim »

Hallo Holger,

zunächst aufrecht danke für den wirklich schönen und sehr intelligenten Beitrag. Dennoch kann ich aus eigener Sichtung folgendes beitragen.

Wer seit ca. 7 - 8 Jahren (kann mich nicht mehr genau erinnern) die kölner Modellbahnmesse oder die dortmunder Modellbaumesse besucht, wird bei sorgsamer Beobachtung unweigerlich über den einen oder anderen Stand mit dem Schwerpunkt Metallbeschichtung gestolpert sein. Kurz bevor ich mein Diplom leistete, war ich zusammen mit meinem Freund Kai (Ureisenbahner Spur H0 von der ersten Lebensstunde an) die wenigen Meter von der Unität zum Messegelände gewatschelt, um mir ein Ätzset zu kaufen. Kai war zu dieser Zeit schon mit der Brünnierungstechnik bestens vertraut und kam nur aus Neugier auf neue Details in der Galvano-Technik ein weiters mal mit in die Ausstellung. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht - oder wenig - an Modelleisenbahnen interessiert war (war und bin auch Schiffsmodeller), sah ich mich nur freudig um und genas die Atmosphäre. Wir fanden schließlich den Stand einer Firma, die sich u.a. mit chemischer Metallveredelung befasste und sahen uns die ausgestellten Objekte an. Bereits zum damaligen Zeitpunkt gab es die Möglichkeit, Metalle unter elektrolytischer Behandlung mit diversen chemischen Stoffen kostengünstig in verschiedene Stufen der Korrodierung und somit Kolorierung zu versetzen. Durch welche Stoffe welche Färbung genau(?) - keine Ahnung! (um genau zu sein, stehe ich seit der Penne mit dieser Naturwissenschaft ein wenig auf dem Kriesgsfuß - ohne Lektüre bin ich aufgeschmissen) Fakt ist jedoch, daß in wenigen Jahren eine immense Vielzahl von Patenten in der Galvano-Technik angemeldet wurden und diese natürlich auch für den privaten Gebrauch zugänglich gemacht wurden und werden. Nicht brünnierte (Standart), sondern galvanisierte Gleise waren schon zum damaligen Zeitpunkt auf der Messe ausgestellt. Brünnieren ist übrigens ein recht teures Verfahren, da in Realation zur Masse der verwendeten Stoffe nicht sonderlich ergiebig. Zum Thema Rostrot/braun. Ist Ansichtssache, basta. FE-Korrosion (und somit eine Menge veredelter/gehärteter Produkte, die ihren Ursprung im Element Eisen haben) ist stark abhängig von Sauerstoffgehalt und Luftfeuchtigkeit, daher ist eine Globalisierung der Farbe wohl kaum möglich - von Orange bis Dunkelbraun ist alles gegeben. Simples Beispiel: Werkzeugstahl und Flußstahl werden oft in gehämmerter Kombination verwendet und bieten bei genauer Betrachtung zwei unterschiedliche Rosttöne. Sogar das unglaubliche V4A, Patent Krupp (nichts im gemixten, metallischem Bereich ist säureresistenter), kann heute problemlos verfärbt werden - mit Einschränkungen, aber immerhin. Nur ein Element ist total unempfindlich gegen natürliche Korrosion - Gold. Aber selbst dieses kann unter Zuhilfenahme von Chemikalien 'verunedelt' werden (wofür?). Leider ist das Thema Galvanisierung für die breite Schicht Internet-User so wenig von Belang, daß ich dort in so kurzer Zeit keinen aktuellen und erschöpfenden Beitrag finden konnte, aber dennoch kann man sich nicht den bestehenden Möglichkeiten verschliessen und sollte - alleine aus verantwortungsbewusster Neugier - damit experimentieren und bei zufriedenstellendem Ergebis die Anwendung starten. Zum Schluß nochmals: Bücher zum Thema lesen und Taten folgen lassen!

Ich danke all Jenen, die an diesem Informationsaustausch teilnehmen und wünsche mir global, so viel Interesse und Professionalität an Technik und Allgemeinwissen wie hier in diesem Forum.

Viele Grüße (und Respekt)

Joachim
Benutzeravatar
Berthold Matth. (A)
Redaktion Mitteilungen
Beiträge: 371
Registriert: 2. Dez 2003, 08:29
Wohnort: Mühltal

Re: Galvanisieren

Beitrag von Berthold Matth. (A) »

Hallo Buntgalvanisierer,

wie Holger das so schildert ist ganz prima und so kenne ich das im Wesentlichen auch.

Ich habe vor fast genau 50 Jahren im Rahmen eines Praktikums in einer Maschinenfabrik
auch 4 Wochen in der dortigen „Härterei" gearbeitet. Dort wurde auch brüniert,
das hieß dort „schwarzbrennen" – hatte aber mit Alkohol (damals leider) nichts zu tun.
Die Firma mit gut 1000 Mitarbeitern und jeder Menge zu galvanisierender Maschinenteile
hatte – obwohl der Begriff Umwelt noch garnicht erfunden war – dafür keine eigene Abteilung,
wegen der damit verbundenen Probleme, die zu lösen man lieber den Spezialisten überließ.
Es mag sein, daß es hier einige Fortschritte im Detail gibt, aber es bleibt eine heikle Sache.

Mein derzeitiger Gelegentlichmalgalvaniseur, der Innungsmeister ist, hat eine größere Halle
beeindruckender Becken, für – wie er sagt – alle gängigen Prozeduren, plus Reinigung,
plus Vorbehandlung, plus Nachbehandlung, plus alles mögliche.
Ich habe ihn jetzt mal nach den vielen Farben gefragt – die hat er allerdings nicht.
Er meint es müßte Kikikram sein – vielleicht lohnt es sich auch nur nicht für ihn(?).

Jetzt aber noch eine Frage an die Kollegen Feldbahnlokselbstbauer:
Wie sieht denn eine kleine DIEMA auf dem neu entstandenen Domino-Modul aus
mit grünvernickeltem Aufbau, rotverchromtem Rahmen und mattversilbertem Kabinendach?
Gealtert wird dann mit rauchender Salpetersäure.

Ich fürchte mit Holger es geht in absehbarer Zukunft in unserer Sparte doch noch nicht ganz
ohne Farbtopf, Pinsel und/oder Spritzpistole und Alterung mit selbstgesiebtem Kaffeesatz.

Schöne handgemalte Grüße

Berthold
Feldbahn-Bücher, -Module und -Modelle
Benutzeravatar
Holger Steinberg
IG Spur II Mitglied
Beiträge: 609
Registriert: 19. Mär 2003, 14:52
Wohnort: Frankfurter Raum

Re: Galvanisieren

Beitrag von Holger Steinberg »

Hallo!

Mein Ansatz bei der Suche nach geeigneten Methoden für das realistische Nachbilden von Metalloberflächen ist, von den Materialien auszugehen mit denen wir Modelle bauen. Das ist Messing in verschiedenen Legierungen, - Kupfer und Neusilber schon seltener, Alu eigentlich nicht und Stahl wohl auch nur von Spezialisten. Dazu noch verschiedene Kunststoffe. Einer metallisch blanken Oberfläche kommt wohl Neusilber am nächsten, hat aber den Nachteil das es sich schlechter bearbeiten lässt und aufgrund den Kupferanteils dazu neigt, mit der Zeit gelblich anzulaufen und die Färbung in Richtigung messingfarbend anzunehmen.

Am weitesten entfernt von einem metallischem Aussehen der Oberfläche ist wohl Kunststoff und hier muss man schon mit Tricks arbeiten, um ihn einen metallischen Überzug zu versehen. Dazu gibt es spezielle Leitlacke, industriell wird dies per Aufdampfen gemacht.

Meine Bemühungen gingen dahin, Teile die am Modell metallisch blank aussehen sollen, mit einer entsprechenden Oberfläche zu versehen. Dies sollten die Schienenköpfe von Messinggleis, sowie Treibstangen, Antriebsteile und Griffstangen von Lokmodellen sein.

Diese Teile habe ich mit einem Handgalvanisiergeräte vernickelt und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und kann es aufgrund der einfachen und sauberen Handhabung auch empfehlen.

Zwei Bilder zeigen die erzielten Resultate.

Einen anderen Weg möchte ich noch ausprobieren. Im Künstler- und Architekturbereich gibt es Chemikalien zur Patinierung von Oberflächen. Das Verfahren besteht aus zwei Mitteln, ein Eisengrundierungsmittel und ein Oxidationsmittel. Das Eisenmittel lässt sich wie eine Farbe auftragen und hat einen hohen Metallgehalt als Pigment. Das Oxidationsmittel sorgt dann für eine echte Rostbildung auf der Oberfläche. Angeboten werden Produkte von modern option. Um sich ein besseres Bild zu machen folgender Link:
http://www.gerstaecker.de/gerstaecker_10476.html

Wer seine Modell richtig alt aussehen lassen möchte, kann auch auf RUSTALLl zurückgreifen. Die Produkte werden von Lokführer-Lukas vertrieben, dort findet man auch das zuvor beschriebene Rost Patina Set mit den zwei Mitteln.
http://www.lokfuehrer-lukas.de/

Eine Menge Tips und Anregung, mal schaun was sich draus machen läßt.

Viele Grüsse

Holger
vernickln2
Bild

werhstk
Bild
Antworten