Kurvenfahrt

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Wolfgang R. (abgemeldet)
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Kurvenfahrt

Beitrag von Wolfgang R. (abgemeldet) »

Hallo in die Runde,
vor einiger Zeit haben Rolf und ich uns über das Thema Kurvengängigkeit unterhalten.Vom Grundsatz her glaube ich zu wissen warum eine 50er oder 85er mit ihrem langen Achsstand durch eine Kurve läuft, aber stimmt das? Reichen, wie im Original minimale Seitenverschiebbarkeit und Spurkranzschwächung aus, was muß mit der Steuerung passieren? Hier verändern sich Längen bei der Seitenverschiebung. Oder nicht? Gab es bei der grossen Bahn andere Tricks?
Gruß und Hp1
Wolfgang
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Rolf Brock (A)
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Re: Kurvenfahrt

Beitrag von Rolf Brock (A) »

Hallo zusammen,

zu dem Thema Kurvenfahren hier noch ein Hinweis (Trick) vom Original.

Ich habe in der Original-Fahrwerksberechnung der BR 81 folgenden Sachverhalt dargestellt gefunden.

Die BR 81 ist bekanntlich ein D-Kuppler. In der Fahrwerksberechnung hat man bei der ersten und der lezten Kuppelachse die Spur um einige Millimeter verkleinert. Damit hat man erreicht das diese Lok, die ja für Rangierarbeiten auch in engeren Radien zurecht kommen sollte, um einiges besser um die Kurve kam.

Allerdings hat diese Maschine ja keine Vorlauf- bzw. Nachlaufachse welche über Gestelle (z.B. Bisel) mit den Kuppelachsen zu Lenkgestellen verbunden sind.

Ich kann jetzt nicht sagen wie sich solch eine Spurverkleinerung auf ein Lenkgestell auswirken wird und ob ggf. auch an den Vor- bzw. Nachlaufachsen mit einer Spur verkleinerung gearbeitet wurde. Hierzu habe ich noch keine Hinweise finden können.

Gruß Rolf
Noboddy is perfect - ich erst recht nicht
Andreas G._(abgemeldet)
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Re: Kurvenfahrt

Beitrag von Andreas G._(abgemeldet) »

Hallo Wolfgang, hallo Rolf, hallo zusammen,

Wolfgang, zur BR 50 und zur BR 85 habe ich mir die Zeichnung bei www.dlok.de angeschaut. Wird die Zeichnung direkt angeklickt bekommt man vergrößert auch die Seitenverschiebbarkeit der Achsen zu lesen.

BR 50: http://www.dlok.de/97.htm

BR 85: http://www.dlok.de/109.htm

Ich bin kein Fachmann in diesen Dingen, aber für mein technisches Verständnis ist die angetriebene Achse einer Dampflok, nicht seitenverschiebbar konstruiert. Wäre dieser Ansatz richtig, kann und darf es zu keinen Längenänderungen in den Steuerungsteilen kommen, gleich ob die Lokomotive auf geradem oder gebogenem Gleis läuft. Da die Kurbelbewegung, bzw. die hin- und hergehende Bewegung zur Steuerung eben von der angetriebenen Achse abgenommen wird.
Bei der BR 50 steht bei der angetriebenen Achse „Schm.Sp.“ 15/15 ; bei der BR 85 „Sp/S.“ 10/10. Ich vermute, das heißt „Schmälere Spur“(??), bzw. „Spurschwächung“. Hier wurde der Spurkranz bei der bezeichneten Achse um 15, bzw. 10mm schmaler ausgeführt. Dies auf jeder Seite und drum als 10/10 bezeichnet.
Bei der BR 81 als D-Kuppler liegen alle 4 Achsen fest im Rahmen, sind also nicht seitenverschiebbar. Bei den beiden mittleren Achsen wurden die Spurkränze jeweils um 10mm seitlich abgedreht (dies ist allerdings aus der Dlok-Zeichnung zur BR 81 so nicht ersichtlich http://www.dlok.de/106.htm ).

Bei den E-Kupplern BR 50 / BR 85 sind die weiteren Achsen höchstens seitenverschiebbar. Die Achsen können sich somit lediglich in einem gewissen Maß parallel zueinander verschieben und somit bleiben alle Stichmaße der Achsen bei Kurvenfahrt unverändert. Mal auf die Schnelle bei der BR 50 die letzte Achse um 25mm seitlich verschoben :D und durchgerechnet, ergibt eine um 0,19 mm längere Kuppelstange bei dieser Verschiebung, gegenüber der Stellung im geraden Gleis.
Diese 0,19mm Längenänderung wird vermutlich durch Spiel, also eine entsprechend ausgewählte Passung mit Luft in den Kuppelstangenteilen ermöglicht (in der Lehrzeit haben wir so was Wurfpassung genannt ) :wink:

Gruß, Andreas.
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Marco W. (abgemeldet)
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Re: Kurvenfahrt

Beitrag von Marco W. (abgemeldet) »

Hallo Andreas

also ich hab mir an ner 50er mal den Spaß gemacht und an der Kuppelstange von der 4ten zur 5ten Achse gedrückt und die hat sich verschoben.Spiel war auch viel vorhanden.Die Kuppelzapfen sind länger ausgeführt sodass die Stangen darauf rutschen können.

Und wer in Eisenbahnromantik mal das Portrait der sächs VIK angesehen hat konnte die Kurvenläufigkeit anhand einer im Treibwerk montierten Kamera bewundern.Die Kuppelstangen rutschen auf den Kuppelzapfen hin und her wenn die Räder sich verschieben.

Radial verschobene Achsen gab es auch.Aber das war dann die Heuwendersteuerung von Klose wie bei den Württ TSS und dem sächsischen Heuwender.Hier wird das Stichmaß über Papalellogramme verstellt.
Die Ansteuerung dazu findet von der ersten und letzten Achse aus über Gestänge statt.

Es gibt bei 5 Kupplern aber auch durch Getriebe angetriebene Endradsätze.
Beispiele sind hier die SHE 56/57.


Beste Grüße,

Marco
Wolfgang R. (abgemeldet)
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Re: Kurvenfahrt

Beitrag von Wolfgang R. (abgemeldet) »

Hallo in die Runde,
die Wurfpassungen habe ich in meiner Lehre auch kennen gelernt, Die Passungen an den Dampfloks sind aber sehr genau. Es gab auch Loks bei denen in den Kuppelstangen Rollenlager eingebaut waren und noch sind.Speziel bei der 85er ist auch noch zu bedenken das es zwei angetriebene Achsen gibt (2.und3.). An deren 3. Achse ist so gut wie kein Spurkranz zu sehen, diese Achse ist also nicht seitenverschiebbar.
Was ich aber nicht weiss ist folgendes:es gibt im Maschinenbau Rollen- oder Gleitlager die im inneren einen seperaten Käfig haben in dem das eigentliche Lager läuft.
Mein Problem ist folgendes:meine 85er läuft geradeaus gut, sobald eine Kurve kommt hebt sich die Lok an der mittleren Achse aus den Schienen und das obwohl genug Seitenspiel vorhanden ist.
In einem Antiquariat habe ich ein Buch über die Konstruktion einer Dampflok am Beispiel der BR 42 gefunden in dem sehr gut aber leider auch sehr technisch dieses Kurvenverhalten berechnet ist.
Mehr dazu demnächst.
Gruß und Hp1
Wolfgang
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Torsten Schoening
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Re: Kurvenfahrt

Beitrag von Torsten Schoening »

Hallo zusammen,
auch die BR 52 hat längere Kurbelzapfen, somit verschiebt sich der Radsatz im Rahmen und der Abstand von Rahmen zur Kuppelstange - um es einmal so zu definieren - bleibt gleich. Bestes Beispiel für diese Konstruktion ist hier die BR84. Diese konnten Bögen von 85 m (Radius) durchfahren und das bei 1´E1´und fünffach mit Kuppelstangen gekuppelten Radsätzen - neben den beiden Prototypen von O&K.

Die Maße 10/10 oder auch 20/20 bedeuten die Seitenverschiebarkeit der Achse je Seite.

Gruß
Torsten
Modellbau aus Leidenschaft
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