in den letzten Jahren hatten wir hin und wieder Reisezugwagen der Gruppe 28 und 29 (im Sprachgebrauch meist kurz "28er" genannt) von Magnus auf der Anlage in Schenklengsfeld.
Leider zeigten die Wagen nicht selten ein eher unbefriedigendes Fahrverhalten auf der Modulanlage.
So reagierten sie äußerst sensibel auf Neigungen im Gleis oder kleine Abweichungen bei Schienenstößen und Herzstücken.
Wir haben vor kurzem einen solchen Wagen erworben und konnten beim ersten Aufgleisen am 28.12.15 ähnliche Beobachtungen machen - in jeder Weiche und in jedem Gleisbogen kam es zu Entgleisungen!
Eine Lackier-Pause am gestrigen Tag bot und die die Möglichkeit, uns ein wenig mit dem Wagen zu beschäftigen.

Das erste Bild zeigt das Drehgestell vor dem Umbau, bzw. der Modifikation.
Zwar ist das Bild durch das falsch gewählte Objektiv etwas verzerrt, aber man kann unter dem linken, inneren Spurkranz trotzdem sehr gut einen schwarzen Schatten erkennen - der gesamte Radsatz hängt in der Luft und ist entlastet!
Die Last wird überwiegend vom äußeren Radsatz getragen. In der Folge läuft das Drehgestell nicht sicher und neigt bei Unebenheiten, in Gleisbögen oder an Herzstücken und Stößen zum Entgleisen.

Im zweiten Bild haben wir den Wagen bereits auf's Dach gelegt.

Magnus hat den Wagenkasten über einen asymmetrisch angeordneten Drehpunkt auf dem Drehgestell abgestützt, damit die am Drehgestell angebrachte Pufferbohle in engen Gleisbögen nicht zu sehr ausschwenkt.
Das Drehgestell wird ungleichmäßig belastet und neigt auf der Innenseite zum Anlegen an den Wagenkasten, bzw. hebt vom Gleis ab.

Um ein ungewolltes seitliches Kippen der Wagenkästen zu vermeiden, sind zwei Schaumstoffquader mit Gleitflächen aus transparentem Kunststoff unter den Wagenboden geklebt.
Auf der Drehgestellbrücke befinden sich ebenfalls zwei geschmierte Gleitflächen. Die Flächen können so klein Ausfallen, weil die Auslenkung nahe des Drehpunktes relativ gering ist.

Ursprünglich wollte ich ein gefedertes Kugellager unter dem Wagenboden anbringen, um das Drehgestell innen zu belasten und eine Lastausgleich zu erzielen. Schließlich haben mein Vater und ich uns auf eine federbelastete Gleitplatte verständigt - die Federung ist als Gruppenfederung zweier Federn ausgeführt, damit der Wagen nicht von selbst zum Quer-Kippen neigt, jedoch im Falle der Notwendigkeit dazu in der Lage ist (Dreipunktlagerung).
Auf ein Kugellager zum Rollen der ausgelenkten Wagenkastens kann aufgrund der geringen Auslenkung Verzichtet werden, da die Federung symmetrisch zum verschobenen Drehpunkt auf der anderen Seite der Drehgestell-Mitte platziert ist und auch im 3m-Radius nur wenig ausschwenkt (siehe Fettspuren im vierten Bild)

Nach Einbau der Federung tritt im unbelasteten Zustand eine sichtliche Verbesserung ein - Zeit der Wagen wieder auf die Räder zu stellen... .

Alle Radsätze haben Bodenkontakt - ein Zwischenergebnis das hoffen lies!
Im Anschluss ging es zum Fahrtest auf die Anlage.
Egal ob gezogen oder geschoben, gekuppelt mit kurzen oder langen Fahrzeugen - der Wagen läuft nun auch bei hohen Geschwindigkeiten immer sicher durch Gleisbögen und meist auch durch Weichen - leider stimmt das Spurmaß der Magnusradsätze nicht genau, weshalb es manchmal etwas "holprig" wird, wenn die Spurkränze auf die Radlenker laufen.
Alles in Allem hatten wir nach rund 30 Minuten Arbeit ein sehr zufrieden stellendes Ergebnis.
Die nächsten Arbeitsschritt:
1. Einstellen des Spurmaßes, bzw. Radsatztausch
2. Modernisierung der Stromabnahme und Innenbeleuchtung (LED mit Zimo Funktionsdecoder)
3. Kupferdrahtprobe und Feineinstellung der Federung mittels Druckplatten
4. Beschriftung als Wagen der Deutschen Reichsbahn der DDR
Wir werden weiter berichten.
Beste Grüße
Martin