wenn uns eins vereint, ist es die Tatsache, dass die Fahrzeuge der 64 mm Spurweite höchstwahrscheinlich bei allen von uns zuerst da waren. Doch dann stellt sich jeder einmal die Frage, worauf die schönen Modelle den Auslauf erhalten dürfen, den ihnen zusteht. Wenn der Blick dann auf die Wahl der Gleise fällt, sieht das ganze jedoch schon deutlich überschaubarer aus, als bereits die mickrige Auswahl an Regelspur Fahrzeugen selbst.
Zwar gibt es verschiedene Hersteller an Kleineisen für Code 250, insbesondere des K-Oberbaus, doch eine Weiche wirft, zumindest für mich, noch Fragezeichen auf - besonders wenn diese auch zügig, einfach und vorbildlich zu bauen sein soll.
Da ich bereits etliche Stunden in den Fahrzeugbau versenkt habe, habe ich keine Lust, dies für jede einzelne Weiche machen zu müssen, insbesondere wenn für den Eigenbedarf erst einmal bis zu 10 Weichen geplant sind.
Um dem Abhilfe zu schaffen, habe ich mir eine Länderbahnweiche mit Hakenplatten Oberbau vorgenommen. Als Ausgangslage dazu diente Blatt 10 der Zeichnungen der Staatsbahnweichen: "Einfache Weiche 1:9 rechts" (auf Holzschwellen), aus der sich Weichengeometrie sowie Schwellenlage entnehmen ließ. Der Hakenplatten Oberbau entstand dabei nach Zeichnungen von A. Schau - Eisenbahnbau Band 1 und Teil 1b (6. Auflage, 1935) und wurde mit Code 250 umgesetzt. Diese stellte vorerst ein Kollege aus Berlin aus dessen privaten Oberbau Bücher- und Zeichnungsarchiv bereit, bis ich mir Band 1 selbst zulegte.
An der Stelle sei anzumerken, dass das Schienenprofil dieses Zeitalters sehr wahrscheinlich kleiner ausfiel - hier aber einer meiner Kompromisse: Für mich gehört die Regelspur auf Code 250. Kleine Profile wie Code 200 halte ich mir für Meterspurbahnen in Ep. II, wie bspw. die MEG, zurück.
Da wir nun schon bei Epochen sind: Die Oberbau-Wahl ist an die eigene Epochenwahl der Regelspur (Ep. IIb) geknüpft, sowie die Wahl des Radius nach dem Motto - "Wenn der Platz daheim eine Spur II Anlage sowieso nicht zulässt, kann man es auf Modulen auch richtig machen" - erfolgte.
Für einen späteren Zeitpunkt wird der Endbahnhof Zell sowie der Durchgangsbahnhof Weißdorf der Lokalbahn "Münchberg - Zell" im Fichtelgebirge angestrebt, dazu aber in ein paar Jahren hoffentlich mehr (dazu ist das Buch: "Die Lokalbahn Münchberg - Zell i/Obfr." des MEC 01 sehr zu empfehlen).
Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_01 (Jason Neugebauer)

Zwar ist die Weiche noch nicht vollständig auskonstruiert (Radlenker), doch hat dies keine Auswirkung auf einen Test des Grundprinzips, um den es erst einmal in diesem Beitrag auch hauptsächlich gehen soll.
Den einfachen Bau der Weiche, für Faule

Der Vorteil, aufgeleimter Holzschwellen ohne Verbindungsbrücken unter dem Schienenprofil zeigt sich im Detail sowie in der Möglichkeit, diese vor dem Bau der eigentlichen Weiche mit einer Bürste, bspw. einer im Akkuschrauber eingespannten Runddrahtbürste auf einfache Art und Weise zu altern.
Diese Schablonen sind dabei für Links- sowie Rechtsweichen anwendbar. Da es sich um 3mm Edelstahl Bleche handelt, sollten die Schablonen in der Lage sein, eine Vielzahl an Weichen fertigen zu können

An der Stelle sei zu erwähnen, dass jede abweichende Weichengeometrie die Fertigung zweier neuer Schablonen erfordert, sofern man diese einfache und schnelle Fertigung erzielen möchte. Falls das Projekt erwünschtes Endergebnis zeigt, sollen mind. noch DKW Schablonen entstehen, aus denen sich DKW und EKW fertigen lassen.
Die Weiche hat einen Radius von 8,44m (190m im Vorbild) bei einer Gesamtlänge von ~1200 mm.
Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_04 (Jason Neugebauer)

Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_05 (Jason Neugebauer)

Die Weiche wurde vorerst mit aus Kunststoff gedrucktem Herzstück, Zungen, Zungenlager und Gleitbahn-Kleineisen sowie mit K-Oberbau Messing Kleineisen von Crottendorf für eine Probe zusammen gebaut. In diesem Zuge wurden die Zungenplatten bis auf die zusätzliche Lagerplatte der Drehstuhlzunge gekürzt. Ebenfalls wurden für diese lediglich Ausschnitte in den Schwellen angelegt - nach Vorbild müssten die zwei Zungenlager-Schwellen auf gesamter Länge 2mm tiefer liegen. Ich bitte dies bei den Bildern zu berücksichtigen.
Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_06 (Jason Neugebauer)

Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_07 (Jason Neugebauer)

Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_08 (Jason Neugebauer)

Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_09 (Jason Neugebauer)

Das Schieneninnenmaß beträgt erfreulicherweise auf Anhieb 64 mm (es bestand Zweifel durch Toleranzen). Für Herzstück sowie Radlenker sind/sollen IG Spur 2 Standards eingehalten werden (wenn diese nicht grade überarbeitet werden

Für die Umsetzung der Kleineisen sowie abweichenden Profilen ist ein Mischbau vorgesehen. An der Stelle können gerne auch Vorschläge für die einzelnen Teile gemacht werden.
- Für Herzstück mit Flügelschienen, Weichenzungen sowie Radlenker ist die Verwendung von Neusilberguss angedacht (im Folgebild grün).
- Die Bleche bzw. Platten, die unter einigen dieser Teile (Herzstück, Zungen..) sowie unter abweichenden Kleineisen ihren Platz finden, sollen durch gelaserte Kunststoffplatten realisiert werden (im Folgebild blau). Ausgerichtet werden sollen diese über die Pins an den Neusilbergussteilen.
- Die einzelnen Schraubenköpfe (im Folgebild rot) sowie Klemmplatten (im Folgebild gelb) sollen dann als Einzelteil aus Messing gegossen werden. Die über bspw. Herzstück positionierten Kunststoffplatten dienen zugleich als eigene Bohrschablone für die Schraubenköpfe, welche ebenfalls einen kleinen Pin besitzen sollen.
- Die Gleitbahn Kleineisen der Weichenzungen sowie die etwas dickere Lagerplatte der Weichenzungen sollen dann aus Messing gegossen werden. Die Zunge soll dabei in der Lagerplatte mit einer Buchse gelagert und von unten mit einer Mutter (und evtl. Druckfeder) befestigt werden.
- Für die Standard-Kleineisen habe ich verschiedene Ideen. Um den Stückpreis in großer Stückzahl kleinzuhalten gefällt mir im Moment die Realisierung durch ein Spritzgussteil, welches zwei Formen benötigt, am ehesten.
- Zur Umsetzung dieser Ideen müssen gezeigte Konstruktionen logischer Weiche angepasst werden, ich bitte dies zu berücksichtigen.
-Ein Weichenverschluss wurde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gestaltet, genauso wenig wie vorbildliche Radlenker, da bislang noch keine Zeichnungen aufgetrieben wurden (Recherchearbeiten stehen noch an, wenn wieder mehr Zeit da ist).
Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_02 (Jason Neugebauer)

Spur_II_190m_Weiche_Hakenplatten-Oberbau_03 (Jason Neugebauer)

Erste Fahrversuche wurden bereits mit einer auf Akku umgerüsteten V36 absolviert (ich bin mir bewusst, dass das Modell keine V36 der Ep.II verkörpert). Das Zungenprofil zum Anfang hüpft deshalb aus dem vorgesehenen Loch, da ich mit der Nachbearbeitung der 3D-Druckteile etwas zu vorschnell war. Hier geht es zum YouTube Video:
https://youtu.be/CQICYIFdh28?si=BV41SJBzLsabTVvb
Aktuell geht das Projekt nur schleppend voran, da ich mich hauptsächlich mit dem Verfassen meiner Bachelorarbeit befasse. Auch danach wird es noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis eine Weiche schnell und vollständig reproduzierbar sein wird.
Grüße
Jason